Will Taiwans Chiphersteller TSMC nun doch ein Werk in Deutschland bauen? Und die USA verstärken die militärische und geheimdienstliche Zusammenarbeit mit Indonesien. (Die Asien-Presseschau vom 15. Dezember 2021)

Taipei Times. 13. Dezember 2021. Screenshot.Taipei Times. 13. Dezember 2021. Screenshot.

Gelingt der Ampelkoalition bei der Herstellung von Halbleitern in Deutschland ein wichtiger Durchbruch, der Schwarz-Rot und da besonders Wirtschaftsminister Peter Altmaier versagt geblieben war? Es darf zumindest wieder gehofft werden.

Denn am Wochenende ließ ein leitender Angestellter der Mikrochips-Schmiede

Taiwan Semiconductor Manufacturing  Co (TSMC – 台積電)  verlauten, man sei nun in ersten Vorgesprächen mit der Bundesregierung  zur Errichtung eines Werkes in Deutschland.

TSMC ist nicht irgendein Hersteller des Halbleitersektors, sondern mit gut 60 Prozent Weltmarktanteil der weltweit führende Produzent bei der sogenannten „Auftragsfertigung“ von Mikrochips. Das sind jene Firmen, die etwa für Apple oder Autorhersteller das elektronische Innenleben ihrer Produkte erst möglich machen.

Zudem haben die Taiwaner, die im Hightech-Park beim Städtchen Hsinchu beheimatet sind, mit dem 3-Nanometer-Chip die schnellste Technologie im Angebot, die weltweit noch kein anderer Hersteller anbieten kann.

Einer der Gründe, warum Chinas Staats- und KP-Chef Xi Jinping die Inseldemokratie besetzten will, ist auch bei TSMC zu suchen. Experten schätzen, dass China bei der Herstellung von Spitzenhalbleitern ein bis zwei Generationen hinter den Taiwanern zurückliegt. Peking schafft es noch nicht einmal der Nummer Zwei, Samsung aus Südkorea und Intel aus den USA, Paroli zu bieten.

Mit einer Besetzung Taiwans aber hätte Xi mit dem Hebel TSMC versehen, das Werkzeug in Händen, den Westen in einer Art digitalen Morgenthau-Plan innerhalb weniger Monate niederzuringen.

Ob ein Werk in Deutschland gebaut werde, ließ der TSMC Vize-Präsident für Europa, Lora Ho wissen, werde letztlich von staatlichen Zuschüssen, der Verfügbarkeit von Fachkräften und der Kundennachfrage abhängen. Offenbar hoffen die Taiwaner auf ähnliche staatliche Unterstützung, wie sie auch Tesla-Chef Elon Musk für sein Werk im brandenburgischen Grünheide erhalten hat.

Das käme die Bundesregierung sicher teuer zu stehen. Denn Chipfabriken von dieser Qualität verschlingen schnell zehn Milliarden Euro Anschubfinanzierung und das, bevor auch nur ein erster Halbleiter die Werkshallen überhaupt verlassen hat.

Doch hat Berlin und Brüssel erkannt, dass schnelles Handeln vonnöten ist, um das Risiko der Unterbrechung von Lieferketten zu verringern oder in eine letale Abhängigkeit und damit politische Erpressbarkeit von anderen Nationen – vor allem Chinas – zu geraten.

Schon in der ersten Hälfte des nächsten Jahres soll der sogenannte „European Chips Act“ als Teil einer Strategie zur Ankurbelung der Halbleiterproduktion in EU-Ländern vorlegt werden. Bis 2030 gar will die EU 20 Prozent der weltweiten Produktion von Halbleitern in Europa sehen.

Dazu aber führt kein Weg an TSMC vorbei. Und die Taiwaner werden sicher klug genug sein, sich das auch politisch bezahlen zu lassen. Das heißt, wenn Europa Anteil an der Spitzentechnologie „Made in Taiwan“ haben will, müssen Brüssel und die EU-Mitgliedsländer auch bereit sein, der demokratischen Inselnation den Rücken gegen den aggressiven Nachbarn China zu stärken.

Für die Präsidentin Taiwans ist das aber kein Grund sich auszuruhen. Tsai Ing-wen ließ gestern verkünden, dass im Süden der Insel, bei der Großstadt Kaohsiung jetzt ein Industriepark für Startups im Bereich der künstlichen Intelligenz und der 5G-Technologie entstehen werde. Auch staatliche und private Geldgeber nebst Bildungseinrichtungen sollen dort angesiedelt werden.

In der Pressemitteilung der beteiligten Behörden liest sich das alles noch etwas steif: „Die Regierung hofft, im Innovationspark ein komplettes unternehmerisches Umfeld mit umfangreichen Ressourcen zu schaffen, um Start-ups bei der Expansion ihrer Märkte und der Anpassung an internationale Trends zu unterstützen.“

Aber die Namensgebung verrät sehr viel über die Zielrichtung, die mit dem Projekt verfolgt wird. „Asia New Bay Area“ soll die Region heißen, eine sicherlich nicht zufällige Anlehnung an den Namen der Region, die als Silicon Valley den High-Tech-Boom vor 30 Jahren in den USA erst auslöste.

US-Flugzeugträger. Foto: U.S. Navy, Larissa T. Dougherty.

Und dass Washington diese Entwicklung in Asien weiterhin als Supermacht nicht nur begleiten wird, sondern auch leiten will, dass ließ sich ebenfalls gestern in einer anderen asiatischen Hauptstand eindrücklich beobachten.

US-Außenminister Antony Blinken weilte in Jakarta und ließ wissen, dass die „USA ihre militärischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Partnern in Asien ausbauen wird,“ um nämlich „dem zunehmenden Selbstbewusstsein Chinas in der indisch-pazifischen Region entgegenzuwirken.“

Blinken sagte, die Regierung von US-Präsident Joe Biden setze sich für die Erhaltung von Frieden und Wohlstand in der Region ein und werde dazu die US-Allianzen stärken, neue Beziehungen knüpfen und dafür sorgen, dass das US-Militär „seinen Wettbewerbsvorteil“ beibehält.

Und weiter: „Wir werden eine Strategie verfolgen, die alle unsere nationalen Machtinstrumente – Diplomatie, Militär, Nachrichtendienste – enger mit denen unserer Verbündeten und Partner verwebt.“

Dazu gehöre auch die Verknüpfung der amerikanischen und asiatischen Verteidigungsindustrie, die Integration von Lieferketten und die Zusammenarbeit bei technologischen Innovationen.

„Es geht darum, unsere Stärken zu stärken, damit wir den Frieden bewahren können, so wie wir es in der Region seit Jahrzehnten getan haben“, sagte er.

Blinken betonte, dass die USA nicht versuche, Länder zu zwingen, sich zwischen den USA und China zu entscheiden, oder einen Konflikt mit China zu suchen.

Na denn!

Straße von Malacca. Foto: U.S. Navy Devin M. Langer.

Mehr Links dazu anbei aus den englischsprachigen Tageszeitungen in Süd-, Südost- und Ostasien sowie anderen Weltregionen.*

Geopolitics + South China Sea + Diplomacy:

How far will EU follow the US in its ideological rivalry with China in 2022?

‘Human rights,’ ‘democracy’ among potential frictions, risking eroding cooperation base – Global Times

US diplomat’s visit to Cambodia opens a big ASEAN year. A Phnom Penh stopover by a top US adviser focuses on Southeast Asia’s strategic role in the global economy, Chinese relations and Myanmar’s autocratic abuses – Globe South East Asia

South China Sea. Korea, Australia adopt joint statement on South China SeaThe Korea Herald

Maritime US-Indonesia. US, Indonesia sign MOU on joint naval exercises and combating illegal fishing – The Straits Times

Korea-ASEAN. Opinion: Korea-ASEAN, Strategic Partners for a New Era – The Korea Herald

China + Taiwan + Hongkong:

Early Warning Brief: All-Out Defense of “Chinese-Style Democracy” Exposes Cracks in Xi Jinping’s ArmorThe Jamestown Foundation

Jailed Macau Junket King Likely to Lose Russian Empire. Alvin Chau’s arrest dashes Vladivostok’s hopes of luring Chinese gamblers – Asia Sentinel

GT Investigates: Western-style ‘democracy’ losing luster, with China’s political system performing better than US’ in the eyes of the nation’s youth. GT survey shows young people no longer buying Western definition of ‘democracy’- Global Times

Domestic Politics:

Asia Times. 15. Dezember 2021. Screenshot.

Thailand. The exceptional staying power of old soldier Prayut. Thai premier Prayut Chan-ocha has defied persistent predictions of his imminent demise and is putting pieces in place to win a third term – Asia Times

Angry Hun Sen orders US weapons destroyed. Cambodian leader hits back at arms embargo imposed amid concerns over rights, China ties – Bangkok Post

Politics Philippines. Pols welcome withdrawal of Duterte, Go from 2022 polls –  Inquirer 

Politics Malaysia. Opinion: Tun Dr Mahathir, you are wrong – An open letter to former Prime Minister – Sin Chew Daily

Myanmar Crisis:

The Japan News. 15. Dezember 2021. Screenshot.

Exclusive: Myanmar to include yuan in settlement currency for border trade with China – Global Times

Myanmar public urges gas sanctions to stop military funding. – The Japan News

Around 100 Village Homes Burn in Myanmar Junta Raid – The Irrawaddy

Myanmar Crisis. Nearly 10,000 refugees displaced in Shan State and need help – Eleven Media 

Covid-19 + Vaccine + Science:

Hong Kong Free Press. 13. Dezember 2021. Screenshot.

Hell is 21 days in Hong Kong hotel quarantine. City maintains among world’s strictest quarantine measures for outside arrivals despite lack of medical evidence the policy is warranted – Asia Times

Business + Economy:

Big Plans for Vietnam’s Vingroup. Conglomerate pursues US listing for carmaking unit as it aims to take on Tesla – Asia Sentinel

Auto Japan. Toyota commits US$70bil to electrificationThe Star

Trade Vietnam-Korea. Việt Nam, South Korea wants trade to reach $100bln by 2023, flights to resume soon: leaders – Vietnam News 

Jobs Singapore. 50% of staff can return to workplace, stricter rules for the unvaccinated: S’pore’s new Covid-19 rules – The Straits Times

Banking + Money + Crypto:

Global Times. 15. Dezember 2021. Screenshot.

Finance. Japan makes record $4.7b pledge to World Bank arm for low-income nations – The  Straits Times

Finance Asean. Asean+3 urged to boost domestic financial marketThe Star

Banking Pakistan. Asaan Mobile Account to bring 50m under banking net: SBP chief – Dawn

Media + Tech:

Hong Kong court orders Apple Daily’s parent company to be wound up. In a rare move, Hong Kong’s Financial Secretary Paul Chan demanded that the group – founded by jailed pro-democracy media tycoon Jimmy Lai – be dissolved. – Hong Kong Free Press

Irrawaddy. 15. Dezember 20212. Screenshot.

Photographer Feared Dead After Arrest by Myanmar Troops for Documenting Nationwide Strike – The Irrawaddy

TSMC in early talks on Germany plantTaipei Times

Taiwan IC backend equipment specialists poised to generate record sales in 2021 – Digitimes Asia

Climate + Environment:

Thai Enquirer. 15. Dezember 2021. Screenshot.

Air pollution reaches ‘unhealthy’ levels in BangkokThe Nation

Culture + Life Style + Travel:

The stories I learned walking the Burma Road—perhaps WWII’s greatest engineering feat. Meet hundred-year-old Xu Ben Zhen, one of 200,000 Chinese whose backbreaking wartime labor built the Burma Road to resupply their country – National Geographic

National Geographic. 8. Dezember 2021. Screenshot.

Crime + Law + Espionage:

Chinese State-Sponsored Cyber Espionage Activity Supports. Expansion of Regional Power and Influence in Southeast Asia – CYBER THREAT ANALYSIS

Opinion: Guns, a billionaire, and a dead black panther – The Final Chapter – Thai Enquirer

The Books Spies Loved in 2021. A SpyTalk survey found an eclectic mix, but one debut thriller in special emerged – Spy talk

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Über den Autor

Jürgen Kremb
... ist ein deutscher Autor, Journalist und Auslandskorrespondent, der vorwiegend zu Asien, Menschenrechten und den Sicherheitsdiensten publiziert. Er studierte und lehrte Ostasienwissenschaften (Japanologie, Sinologie, Tibetologie), Volkswirtschaft und Journalismus an der FU Berlin sowie an der Pädagogischen Hochschule in Taipei/ Taiwan. Als Autor schrieb er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Dazu berichtete er für dpa, den Hörfunk und leitete mehr als zwei Jahrzehnte die SPIEGEL-Redaktionsvertretungen in Beijing, Singapur und Wien. Heute lebt Jürgen Kremb als Berater und Startup-Unternehmer in Wien und meist Singapur, von wo er sich gelegentlich auch für die NZZ und das Handelsblatt meldet.

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