Chinesischer Raketen-Experte ist über Hongkong und Deutschland zum CIA übergelaufen. Und Indonesiens Präsident Jokowi fordert eine Neuordnung der WHO.  

Defense World. 26. Januar 2022. Screenshot.Defense World. 26. Januar 2022. Screenshot.

Die Asien-Presseschau vom 28. Januar 2022 Wenn Spionage eine olympische Disziplin wäre, dann hätten die USA dieser Tage wieder mal Gold gewonnen. Vielleicht sogar bei der Winterolympiade. Denn bei der, ja was? Kampf-Sportart? über die es zu berichten gilt, handelt es sich um die Kategorie „Vermeidung von nuklearem Winter“.

Aber es wird noch etwas komplizierter. Obwohl es um einen Wettkampf zwischen den USA und China geht, den Washington deutlich für sich entschieden hat, hätte das Match ohne die Briten nicht über die Bühne gehen können. Um genauer zu sein, nicht ohne den britischen Auslandgeheimdienst MI6.

Die Fachkräfte des Secret Intelligence Service (SIS), wie der MI6 offiziell heißt, spielten nämlich eine Schlüsselrolle in einer verdeckten Operation, bei der ein hochrangiger chinesischer Wissenschaftler aus dem Programm für Hypersonic-, also Überschall-Lenkraketen unlängst über Deutschland in die USA geschleust wurde.

Seine Flucht aus Peking hat es Großbritannien und den USA ermöglicht, ihre Verteidigungsprogramme gegen den Einsatz von Hyperschallraketen zu beschleunigen, so die gewöhnlich gut informierte Webplattform Defence World und britische Medien. Außerdem könnte China zwei Jahre brauchen, so die Quellen, um seine Systeme zu optimieren und „diese Informationen unwirksam zu machen“.

Der als Raketentechniker beschriebene Chinese war bei dem staatlichen Rüstungskonzern „Aviation Industry Corp of China“ in Peking beschäftigt. Dort war er an der Entwicklung eines Hyperschall-Gleitfahrzeugs mittlerer Reichweite beteiligt, das in der Lage ist, DF-17-Raketen über eine Reichweite von bis zu 3.000 Kilometer zu befördern.

Blue Win. 28. Oktober 2022. Screenshot.

Das Fachblatt berichtet, dass der Wissenschaftler an der Entwicklung von Hyperschall-Raketensystem mitgewirkt habe, das die Erde umkreisen kann, bevor es sich aus dem Weltraum absenkt, und dann mit Hilfe von Wärmesuchtechnik jedes Ziel auf der Erde treffen kann.

„Der Mann in den 30igern,“ habe Ende September anlässlich einer Reise nach Hongkong mit dem dortigen Büro des SIS Kontakt aufnehmen lassen. Über einen Mittelsmann ließ er mitteilen, dass er über detaillierte Informationen zu dem Hyperschall-Gleitfahrzeug verfüge.

Da er wusste, dass ihm beim Auffliegen ein Erschießungskommando drohe, habe er politisches Asyl für sich, seine Frau und sein Kind in den USA zur Bedingung für sein Überlaufen gemacht.

Daraufhin wurde ein Anruf bei „Vauxhall Cross“, dem Londoner Hauptquartier des Secret Intelligence Service getätigt. Kurz darauf machte sich ein dreiköpfiges Team, bestehend aus zwei Geheimdienstoffizieren und einem technischen Spezialisten, auf den Weg nach Hongkong. Auch die CIA wurde informiert.

Bald kam heraus, dass der Wissenschaftler ein begeisterter Kricketfan ist, der offenbar einst in England studiert hatte und wohl umfangreiche Details über Chinas neueste Hyperschallentwicklung preiszugeben hatte. Deshalb wurde ein Plan ausgeheckt, nach dem er und seine Familie über eine speziell entwickelte Route in die ehemalige britische Kolonie reisen sollten. Dort angekommen, wurde der Wissenschaftler an einen sicheren Ort gebracht und von zwei männlichen und einer weiblichen Agentin intensiv befragt.

Der Wissenschaftler konnte die meisten technischen Informationen aus seinem Gedächtnis abspulen, war aber auch in der Lage gewesen, technische Daten aus China herauszuschmuggeln. Das MI6-Team wurde durch ein zweiköpfiges Team der CIA verstärkt.

Ein Tag war für eine ausführliche Besprechung vorgesehen, dann wurden Vorkehrungen getroffen, um die Familie und ihn zu einem sichereren Ort – einem US-Luftwaffenstützpunkt in Deutschland – zu fliegen und dann über das Vereinigte Königreich nach Amerika zu bringen.

Wie Defence World berichtet, habe der Mann eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Hyperschallwaffen in China gespielt und sich durch die Art und Weise, wie er behandelt wurde, gekränkt gefühlt. Sein Überlaufen habe amerikanischen Waffenentwicklern, die vor Kurzem noch befürchtet hatten, bei der Zukunftstechnologie gegenüber China und auch Russland ins Hintertreffen geraten zu sein, einen plötzlichen Zeitgewinn von zwei Jahren verschafft.

Focus Taiwan. 24. Januar 2022. Screenshot.
Focus Taiwan. 24. Januar 2022. Screenshot.

Und zwei Jahre sind bei der Entwicklung derartig komplexer Waffensysteme geradezu eine Ewigkeit, die in einem Schlagabtausch, wie er etwa bald zu Taiwan bevorstehen könnte, nicht nur eine Ewigkeit. Sie können auch Kriegs-entscheidend sein.

Auch Indonesiens Präsident Joko Widodo, von seinen Anhängern „Jokowi“ genannt, möchte einen Krieg gewinnen. Und zwar den gegen das Covid-19-Virus und dabei steht ihm offenbar die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Wege.

Da steht der Indonesier nicht allein. Denn gerade bei der Bewältigung der Corona-Pandemie äußerten viele politische Akteure massive Kritik an der Behörde mit Sitz in Genf. Hauptproblem ist die übergroße Nähe, wenn nicht gar kritiklose Kratzfüßigkeit der WHO zu Peking.

Dass damit Schluss sein muß, deutete Widodo in einer Video-Ansprache gegenüber dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos jetzt an.

„Die Rolle der WHO deckt viele Themen, die für das tägliche Leben der Menschen von strategischer Bedeutung sind, noch nicht ab,“ sagt der Politiker.

Nach Ansicht von Jokowi könnte diese dauerhafte Lösung in Form eines neuen Gremiums erfolgen, das die globalen Gesundheitsressourcen koordiniert, um beispielsweise die weltweiten gesundheitlichen Notfalleinsätze und die Beschaffung von Impfstoffen, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung zu finanzieren.

Indonesien führt derzeit den Vorsitz der G-20-Gruppe, der Gemeinschaft der wichtigsten 20 Industrieländer, deren nächste Tagung im Oktober in Bali stattfinden soll. Dort möchte Jokowi eine Neuordnung der WHO anstoßen.

Anbei die Links dazu aus den englischsprachigen Tageszeitungen in Süd-, Südost- und Ostasien sowie anderen Weltregionen.*

Dawn. 27. Januar 2022. Screenshot

Geopolitics + South China Sea + Diplomacy:

Chinese Scientist Defects to U.S. Carrying Hypersonic Weapons SecretsDefence World

India. PM expresses concern over Afghanistan; calls for India-Central Asia cooperation – The Statesman

Afghanistan. Aid & Recognition. Editorial: Oslo meetingDawn

Pakistan. Afghan soil still being used against Pakistan, Moeed Yusuf tells NA body – Dawn

China + Hongkong + Taiwan + Beijing Olympics:

New York Times. 26. Januar 2022. Screenshot.

China’s Games: How Xi Jinping Is Staging the Olympics on His Terms. From Beijing’s unexpected bid through the coronavirus pandemic, China has managed to fulfill its promises and cow its critics. – The New York Times

Diplomacy China-US. Wang, Blinken hold phone talks on China-US ties, Ukraine – China Daily

China to become high-income country no later than the end of 2023: economists. Abundant policy toolbox, stability pledges make nation a locomotive for global growth – Global Times

Winter Olympics: Global sponsors quiet ahead of Beijing Games – BBC Asia

Where is Peng Shuai? Australian Open T-shirts grab attention – Japan Today

Domestic Politics:

Secret Siam. 25. Januar 2022. Screenshot.

Thailand. Bavarian rhapsody. The inside story of Vajiralongkorn’s life in Germany, his unexpected 13 months in Thailand, and his return to Bavaria. – Secret Siam

Myanmar Crisis:

City Under Siege: Three people from Kayah’s capital tell their stories – Bangkok Post

Displaced Kayah Civilians Going Hungry as Myanmar Junta Blocks Supplies – The Irrawaddy

Energy Myanmar. Thailand’s PTTEP seen taking over big Myanmar gas field as majors exit – The Straits Times

Thai Enquirer. 27. Januar 2022. Screenshot.

Covid-19 + Vaccine + Science:

Xi Jinping’s Covid Defense Gets Weaker With Every Omicron Case. The highly transmissible new variant is playing havoc with China’s Covid Zero policies. – Bloomberg

Quarantine. Hong Kong to shorten 21 day quarantine requirement for arrivals to 14 days – The Straits Times

WHO. Editorial: New global health fund neededThe Jakarta Post

Business + Economy:

Aviation India. Tata Group onboards Air IndiaThe Statesman

Transport Laos-Thailand. Thanaleng Dry Port, Vientiane Logistics Park working to ease passage of Thai freight to China – Vientiane Times

Banking + Money + Crypto:

Korean Heral. 27. Januar 2022. Screenshot.

Society South Korea. Lifestyles of the rich and the famous: why do we careThe Korea Herald

Media + Tech:

Poverty Malaysia. New platform to end poverty – The Star

Online trading of sea cucumber, fish maw in S’pore and Malaysia threatening species‘ survival – The Straits Times

Climate + Environment:  

Fisheries. One day on a dai. A Cambodian fishing platform worked around the clock and hauled in nearly 30 species despite another slow season – Globe South East Asia

Calamity Philippines. Aon: 2021’s 5th biggest number of calamity-caused deaths in world due to Odette – Inquirer

Culture + Life Style + Travel:

The Star. 28. Januar 2022. Screenshot.

Travel Malaysia. Opinion: 2022, a year of revitalized travel industry – Sin Chew Daily

F1 Singapore. Singapore renews Formula One deal until 2028; this year’s night race to be held on Oct 2 – The Straits Times

CNY.  As we welcome the Year of the Tiger, let’s take a peek into the art of Chinese red paper-cutting – The Star

Crime + Law + Espionage:

Terror Pakistan. 10 soldiers killed in terrorist attack on checkpost in Balochistan’s Kech: ISPR – Dawn

BBC-Asia. 28. Januar 2022. Screenshot.

US bans telecom giant China Unicom over spying concerns – BBC Asia

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Über den Autor

Jürgen Kremb
... ist ein deutscher Autor, Journalist und Auslandskorrespondent, der vorwiegend zu Asien, Menschenrechten und den Sicherheitsdiensten publiziert. Er studierte und lehrte Ostasienwissenschaften (Japanologie, Sinologie, Tibetologie), Volkswirtschaft und Journalismus an der FU Berlin sowie an der Pädagogischen Hochschule in Taipei/ Taiwan. Als Autor schrieb er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Dazu berichtete er für dpa, den Hörfunk und leitete mehr als zwei Jahrzehnte die SPIEGEL-Redaktionsvertretungen in Beijing, Singapur und Wien. Heute lebt Jürgen Kremb als Berater und Startup-Unternehmer in Wien und meist Singapur, von wo er sich gelegentlich auch für die NZZ und das Handelsblatt meldet.

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