Zum Ende meiner aktiven Zeit als Auslandskorrespondent beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL hatte ich das Vergnügen, für die gerade laufenlernende Webseite SPIEGEL-ONLINE eine eigene Asien-Kolumne schreiben zu dürfen. Der Rikscha-Report sollte damals nicht die großen Analysen des bevölkerungsreichsten Kontinents liefern, sondern die kleinen Geschichten am Rande zusammentragen. Er sollte über die Menschen erzählen, die normalerweise im täglichen Nachrichtengeschäft außen vor bleiben, von Dingen berichten, die Asien in seiner einzigartigen Buntheit und berauschenden Vielfalt prägen, es aber nicht in die Schlagzeilen schaffen.
Und letztlich sollte der Rikscha-Report meinem Lebensmotto gerecht werden, eine Brücke zwischen den Kulturwelten Asiens und Europas zu schlagen, die ich beide als meine Heimat erachte.
Als der Rikscha-Report nicht mehr fuhr und ich aufhörte für den SPIEGEL zu schreiben, erschienen einige meiner Kolumnen als Buch. Gleichzeitig sicherte ich mir vom SPIEGEL-Verlag das Recht, einen eigenen Blog unter dem Namen „Der Rikscha-Reporter“ betreiben zu dürfen.
Danach arbeitete ich aber fast ein Jahrzehnt „nur“ als Berater, Manager und Startup-Unternehmer zwischen Europa und Asien.
Asien hat sich seitdem so wahnsinnig verändert, wie man das kaum in Worten beschreiben kann. Nur ein Beispiel: als ich Mitte der Achtziger Jahre meine erste Serie für die Die Tagezeitung (taz) aus China schrieb, da fiel dreimal am Tag in Wuhan – ja genau dort, in der quirligen 10-Millionenstadt, wo im vergangenen Jahr der Coronavirus ausbrach – der Strom aus. In Indonesien gingen auch 2002 Fischer noch wie ihre Urahnen mit Speeren und Harpunen auf Walfang. Dass China nur 30 Jahre später sich anschickt, die nächste Supermacht zu werden, ist schon fast eine abgedroschene Phrase. Aber nicht nur China, sondern ganz Asien trabt mit Siebenmeilen-Stiefeln voran. Ach was, es fliegt im Düsenjet Richtung Zukunft.
Wahrscheinlich schwimmen wir gerade inmitten der tosenden Fluten und schäumenden Wellen eines orkanhaften Historiensturms, wie er nur alle paar hundert Jahre über die Menschheit hereinbricht. Wie geht das aus? Gut? Schlecht? Kriegerisch? Friedlich? Zum Segen oder Fluch für uns, unsere Kinder und Enkelkinder? Die Menschheit gar? Ich weiß es nicht. Und wer behauptet, er oder sie wüssten es, die kann man getrost als Scharlatane abtun.
Aber als Sinologe und Journalist empfinde ich es geradezu als Pflicht, aber auch als Privileg dabei sein und ab und zu die richtigen Fragen stellen zu dürfen.
Im Gegensatz zum „Rikscha-Report“ möchte „Der Rikscha-Reporter“ (DRR) aber nicht mehr nur die Geschichten am Rande erzählen, sondern er möchte kommentieren, analysieren und Zusammenhänge erklären, Hintergründe und Nachrichten liefern. Reportagen? Sorry, das wird in Coronavirus-Zeiten etwas zu kurz kommen. Vorerst parken leider nur ein paar ältere Reportagen aus meinem Rikscha-Buch auf dieser Seite hier. Aber danach, wenn wir hoffentlich bald wieder reisen dürfen, dann kommen Asien-Reportagen hier umso mehr zu Wort!
Noch etwas. Als Sinologe und Langzeit-Resident von Singapur wird die Berichterstattung hier etwas China- und Südostasien-lastig sein und Indien, sowie der Rest von Asien etwas zu kurz kommen. Aber wir arbeiten daran und jetzt fährt die „Rikscha“ einfach erstmal los.
Was Sie hier lesen, ist erst einmal eine Art Beta-Version. Diese Webseite kann von Suchmaschinen im Netz noch nicht gefunden werden. Wenn alles gut läuft, launchen wir in ein paar Wochen komplett.
Kundige Autorinnen und Autoren sind auf dieser Reise jederzeit willkommen aufzuspringen und mitzufahren. Hier ist der Einstieg: manager@juergenkremb.com.
Wenn dieses bescheidene Nachrichtenfahrzeug für meine und unsere Leser bisweilen Online-Lämplein in diesem tosenden Asien-Nachrichtentaifun unserer aufregenden Zeit sein darf, ist das erstmal genug. Und ich danke herzlich für die Bezahlung mit Ihrem kostbarsten Gut: Aufmerksamkeit, Lesezeit und vor allem viel anregender Kritik.
März 2021, Jürgen Kremb
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