Im Schatten von Glasgow fährt China seine Kohleverstromung hoch. Und warum ein taiwanischer Mathematiklehrer jetzt auf Pornhub unterricht. (Die Asien-Presseschau vom 3. November 2021)

Hong Kong Free Press. 3. November 2021.-Screenshot.Hong Kong Free Press. 3. November 2021.-Screenshot.

Vielleicht ist es ganz gut, dass Chinas Staatspräsident Xi Jinping nicht zum Weltklima-Gipfel nach Glasgow gereist ist. Denn diese Nachricht würde der Zusammenkunft von Staatenlenkern die letzte Glaubwürdigkeit nehmen, dass es ihnen wirklich ernst ist, das Klima zu retten.

Ausgerechnet China, der größte Verursacher von Treibhausgasen und führende Kohleimporteur der Welt, ließ am Wochenende verlauten, dass das Land seine tägliche Kohleproduktion um mehr als eine Million Tonnen hochgefahren habe. Das sei geschehen, um landesweite Engpässe bei der Stromversorgung entgegenzutreten.

Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) teilte am Sonntag mit, dass die durchschnittliche tägliche Kohleproduktion in China seit Mitte Oktober auf über 11,5 Millionen Tonnen gesteigert worden sei.

In den letzten Monaten waren mehrere chinesische Fabriken gezwungen, ihren Betrieb aufgrund von Stromausfällen einzustellen, was die globalen Lieferketten in Frage stellte.

Xis Maxime lautet aber „China first“ und nicht „Klima first“. Das Land erzeugt etwa 60 Prozent seiner Energie durch die Verbrennung von Kohle.

So durfte ein großes Kohlebergbauunternehmen in der nördlichen Provinz Shanxi am Wochenende auch im chinesischen Staatsfernsehen erklären: „Wir arbeiten wieder auf Hochtouren, um die Versorgung sicherzustellen.“ Wang Yonggang, KP-Sekretär in einem der Bergwerke des Unternehmens sagte: „Wir haben unseren ursprünglichen Produktionsplan so strukturiert, dass wir einen Anstieg von 30.000 Tonnen pro Monat bewältigen können.“

Wenige Tage vor dem Klimagipfel COP26 in Glasgow hatte Peking den Vereinten Nationen noch einen neuen Klimaplan vorgelegt, in dem das Ziel Chinas bekräftigt worden war, bis 2060 kohlenstoffneutral zu werden. Diese Ankündigung des chinesischen Steuermannes Xi Jinping ist aber jetzt wohl weniger wert, als das Papier, auf dem sie gedruckt war.

Deshalb Themenwechsel zum möglichen Dynastiewechsel in Thailand.

The Straits Times. 2. November 2021. Screenshot.

Will es der Shinawatra-Clan noch einmal probieren, den Militärs in Thailand die Macht zu entreißen und vielleicht auch die Monarchie zu stürzen? Die Shinawatras, das ist der Clan, des Telekom-Multimilliardärs und ehemaligen Premierministers Thaksin Shinawatra, der 2006 nach drohender Verurteilung zuhause, ins Exil nach Dubai geflüchtet war.

Das ist gut möglich, denn Paetongtarn, die jüngste Tochter des ehemaligen Premierministers hat ein Amt in der größten thailändischen Oppositionspartei Pheu Thai übernommen, was in Bangkok Gerüchte über ein Comeback der Familie aufkommen lässt.

Obwohl Thaksin keine offizielle Funktion in der ehemaligen Regierungspartei innehat, ist sein Einfluss hinter den Kulissen von Pheu Thai ein offenes Geheimnis. Der 72-Jährige, lebt nachdem er der durch einen Militärputsch gestürzt wurde, im selbstgewählten Exil. Trotzdem verhalf sein politischer Einfluss anderen Familienmitgliedern zu hohen Ämtern: Sein Schwager Somchai Wongsawat und seine jüngste Schwester Yingluck Shinawatra waren nach ihm Ministerpräsidenten.

Zuletzt hatte Thaksin im Juli während einer regelmäßigen Talkshow-Sitzung über die Social-Media-App Clubhouse gesagt, dass er „bald durch die Vordertür, nicht durch die Hintertür“ nach Thailand zurückkehren werde.

Paetongtarn, das jüngste von Thaksins drei Kindern, ist stellvertretende Geschäftsführerin des Immobilienunternehmens Rende Development, das sich im Familienbesitz befindet.

In den nächsten Tagen werden wir hier auf dem Rikscha-Reporter das Geschäftsmodell des thailändischen Familienclans einmal etwas ausführlicher erklären müssen.

Focus Taiwan. 2. November 2021. Screenshot.

Aber die letzten Zeilen der heutigen Ausgabe wollen wir einem anderen, weitaus – sagen wir mal originellerem Geschäftsmodell – eines Mathematiklehrers aus Taipei, der Hauptstadt von Taiwan, widmen. Dies aber mit der Warnung verbunden, dass die Links, die wir jetzt mit euch/ Ihnen teilen, Lesegeräte verspamen könnten und der Rikscha-Reporter dafür natürlich keine Haftung übernimmt.

Es geht nämlich um die Video-Platform PornHub. Wenn man diesen Link jetzt anklickt (den man eigentlich NICHT anklicken sollte), dann landet man zwar nicht auf Schmuddelvideos, aber immer noch auf der Pornoseite. Aber dort unterrichtet eben der taiwanische Mathematiklehrers Chang Hsu (張旭).

Zu sehen ist ein stets vollständig bekleideter Mann von 1,70 Meter Größe, der mit 95 Kilo Lebendgewicht zwar deutlich übergewichtig ist, aber keinen unsympathischen Eindruck macht.

Auf ja, sagenhaften 230 (!) Clips ist Chang in seinem Markenzeichen, dem grauen Kapuzenpulli zu sehen, wie er bis zu einer Stunde lang Mathe auf Mandarin unterrichtet, was ihm Kommentare wie, „Asiatische Pornos sind seltsam“ einbrachte.

Ursprünglich hatte Chang, 34, auf YouTube unterrichtet. Aber der Markt für Nachhilfe und besonders Mathematik-Nachhilfe ist hart umkämpft. Deshalb kam der Taiwaner eines Tages auf die Idee, seine kostenlosen Kurse unter dem möglicherweise missverständlichen Titel „Play hard, study hard“ auf dem Portal für XXX-Videos anzubieten.

Geschäftlich zahlte sich das aus. Denn viele Studenten, die Chang auf dem Pornokanal gesehen hatten, beschlossen auch seine kostenpflichtigen Kurse auf seiner eigenen Domain zu buchen. Und dort macht der Pauker laut taiwanischen Presseberichten umgerechnet gut 200.000 Euro im Jahr. Das ist das fünf- bis sechsfache, was seine Kollegen für Regelunterricht verdienen.

Links dazu anbei aus den englischsprachigen Tageszeitungen in Süd-, Südost- und Ostasien sowie anderen Weltregionen.*

Geopolitics + South China Sea + Diplomacy:

Kishida’s debut on world stage offers few clues about his foreign policy – Japan Today

U.S. senator submits bill to bolster Taiwan’s military capabilities – Focus Taiwan

Taiwan. Defense minister confirms marines training in Guam – Taipei Times

Cambodia Set to Take Global Stage Again as ASEAN Chair – The Irrawaddy

Hong Kong Free Press. 3. November 2021. Screenshot.

China + Taiwan + Hongkong:

European Parliament delegation to meet with President Tsai Thursday – Focus Taiwan

‘I have no shame in my heart’: Hong Kong activist Tony Chung pleads guilty to secession and money laundering. The former Student localism convenor faced four charges in all, including conspiracy to publish seditious materials and another count of money laundering. Chung pleaded not guilty to both charges. – Hong Kong Free Press

GT Exclusive: ‘I’m lucky to be alive.‘ Xinjiang police officer recalls 56-day manhunt for terrorists in mountains – Global Times/ China

China’s climate goals hinge on a $440 billion nuclear buildout – The Japan Times

Domestic Politics:

Politics Thailand. Political foray by former PM Thaksin’s daughter sparks talk of family return – The Straits Times

Myanmar Crisis:

Myanmar and Russia’s Close Post-Coup Relationship – The Irrawaddy

Irrawaddy. 2. November 2021. Screenshot.

Covid-19 + Vaccine + Science:

Japan to ease quarantine rule to 3 days for business travelers – Japan Today

Daw Aung San Suu Kyi Denies Breaching COVID-19 RestrictionsThe Irrawaddy

Business + Economy:

Education Vietnam. SOVICO Group inks deal with Oxford University for research, education development – Vietnam News

Airport Vietnam. Deputy PM: Long Thành International Airport must be completed by 2025 – Vietnam News  

Banking + Money:

Crypto Laos. Govt eyes 2,000 billion kip from bitcoin mining – Vientiane Times

The Koeran Herald. 3. November 2021. Screenshot.

Media + Tech:

Journalism Bangladesh. Rozina wins Free Press Award – The Daily Star

Tech South Korea. Hyundai Motor to share future technologies at conference – The Korea Herald

Taiwanese tutor branches out to teach calculus on Pornhub – Focus Taiwan

Climate + Environment + Glasgow Climate Summit:

Kishida pledges $10 bil to aid Asia’s zero emission path – Japan Today

China eases power crunch with boost to coal production. The production surge comes as world leaders — but not Chinese President Xi Jinping — convene in Glasgow for COP26 talks to secure more ambitious global greenhouse gas emissions. – Hong Kong Free Press

Philippines. Retirement of 10 out of PH’s 28 coal-fired power plants pushed – Inquirer 

India. COAL India to replace diesel dumper with LNG dumpers – The Statesman

Thailand. Prayut shows off Thailand’s climate achievements at COP26 – The Nation

Koreas. Will forestry cooperation speed up inter-Korean talks? – The Korea Herald

Green Energy. Opinion: World needs green energy innovations, not hot air promises – Opinion – China Daily

China defends climate efforts, says energy revolution on track – The Straits Times

Thai Enquirer. 2. November 2021. Screenshot.

Culture + Life Style + Travel:

Opinion: Can we please stop calling the latest Miss Universe Thailand “plus-size?” – Thai Enquirer

Himalaya. Hopes fade for three French climbers missing in Everest region – The Kathmandu Post

Singapore author on how ecofeminism is setting new narratives for writers. The co-editor of a new anthology of personal essays from Singapore discusses how changing narratives of gender, politics and the environment are shaping Singaporean literature – Globe South East Asia

Crime + Law + Espionage:

Bali ‘suitcase killer’ granted early release from prison. An American woman convicted with her boyfriend of killing her mother and stuffing the body in a suitcase was freed from prison – Globe South East Asia

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Über den Autor

Jürgen Kremb
... ist ein deutscher Autor, Journalist und Auslandskorrespondent, der vorwiegend zu Asien, Menschenrechten und den Sicherheitsdiensten publiziert. Er studierte und lehrte Ostasienwissenschaften (Japanologie, Sinologie, Tibetologie), Volkswirtschaft und Journalismus an der FU Berlin sowie an der Pädagogischen Hochschule in Taipei/ Taiwan. Als Autor schrieb er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Dazu berichtete er für dpa, den Hörfunk und leitete mehr als zwei Jahrzehnte die SPIEGEL-Redaktionsvertretungen in Beijing, Singapur und Wien. Heute lebt Jürgen Kremb als Berater und Startup-Unternehmer in Wien und meist Singapur, von wo er sich gelegentlich auch für die NZZ und das Handelsblatt meldet.

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