Warum nimmt Chinas Staats- und KP-Chef Xi Jinping nicht am Klimagipfel in Glasgow teil, der am Wochenende beginnt? Die bisherige Lesart war seine Angst, dass er sich in Großbritannien mit Covid-19 anstecken könnte. Offenbar ist das aber nur Teil der Wahrheit. Denn immer deutlich wird nun, und Quellen des Rikscha-Reporters bestätigen diese These, dass der Machtkampf in der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) um die zukünftige alleinige und zeitlich unbegrenzte Führungsrolle Xis an Fahrt gewinnt.
Asia Sentinel fasst den Verlauf der Fronten im Zhongnanhai (中南海), dem Sitz des Politbüros in Peking, hier ganz gut zusammen. Sachstand ist, parallel zu Glasgow ist in Peking das sechste Plenum der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) anberaumt. Aber hinter den Kulissen tobt im Zhongnanhai ein erbitterter Machtkampf zwischen dem obersten Steuermann Xi und der sogenannten „Shanghai Clique“. Als nominaler Kopf steht diesem Zusammenschluss der längst greise Ex-Präsident Jiang Zemin vor, aber die Fäden in der Gruppe zieht offenbar das ehemalige Politbüromitglied und Vize-Präsident Zeng Qinghong.
Sie streiten sich wie stets in den Machtkämpfen der Xi-Ära nicht um die reine sozialistische Lehre, sondern es geht um Macht und damit Pfründe, verbunden mit der Kontrolle um Firmen und Geld – sehr viel Geld. Zeng gilt als Pate für zahlreiche Internetfirmen, aber auch Immobilienkonglomerate wie die unlängst in Schieflage geratene China Evergrande Group. Weil Xi Jinping diese nun de facto verstaatlicht hat, und damit dem Einfluss seiner Widersacher aus Shanghai entzog, erörtern diese angeblich den Aufstand gegen den KP-Chef.
Ein Anzeichen dafür könnte sein, dass Xi unlängst Sun Lijun, einen ehemaligen Vizeminister für öffentliche Sicherheit und Verbündeten Jiangs, entmachten ließ. Vor einigen Tagen wurde im Ministerium für öffentliche Sicherheit in Peking zudem eine Sitzung einberufen, um „den giftigen Einfluss von Sun Lijun und anderen auszurotten“, wie das Ministerium auf seiner Website mitteilte.
Auf dieser Sitzung wurde ferner bekannt gegeben, dass Sun und andere „die Einheit der Kommunistischen Partei Chinas schwer beschädigt und die politische Sicherheit der Partei und der Nation ernsthaft gefährdet haben“. Mit dieser Erklärung gab das Ministerium für öffentliche Sicherheit praktisch zu, dass die Partei gespalten ist und dass eine Kabale chinesischer Funktionäre, nicht nur Sun, ein Komplott gegen Xi schmiedet.
Und auch was in Taiwan passiert, trägt nicht gerade dazu bei, Xi Jinpings Ruhm und Ehre an der Heimatfront zu stärken. Denn sein Druck auf die kleine demokratische Insel in der Südchinesischen See und das aggressive Gebaren seiner Wolfkrieger-Diplomaten hat keineswegs dazu geführt, dass Taipei und seine amerikanischen Freunde klein beigeben und mit erhobenen Armen einer „Wiedervereinigung“ mit dem kommunistischen Festland zustimmen.
Das Gegenteil ist eingetreten. Japan verkündete in den letzten Wochen so unmissverständlich wie immer mehr Staaten der Pazifikregion, dass es dem demokratischen Taiwan im Falle eines Überfalls von Pekinger Truppen militärisch beistehen werde. Und US-Präsident Joe Biden hat als erster US-Präsident der jüngsten Geschichte klar verkündet, und das in wenigen Wochen gleich drei Mal‚ dass Washington im Falle eines Angriffs aus China Truppen zur Verteidigung Taiwans entsenden werde.
In einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN legte Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen am Dienstag noch eine Schippe drauf. Sie sagte:
- „Wir sind ein Leuchtturm der Demokratie, der verteidigt werden müsse, um das Vertrauen in die demokratischen Werte weltweit zu erhalten.“
- Und: „Wenn wir scheitern, dann bedeutet das, dass die Menschen, die an diese Werte glauben, daran zweifeln werden, ob dies die Werte sind, für die sie kämpfen sollten.“
- Sie bestätigte zudem erstmals, dass längst US-Militärberater auf Taiwan stationiert seien. Das war zwar ein offenes Geheimnis, denn vor einem Jahr löschten US-Behörden ein Video von ihrer Webseite, das die Ausbildung von Soldaten durch Spezialeinheiten der US-Armee in Taiwan zeigte.
Tsai wollte nicht genau sagen, wie viele US-Militärs sich derzeit auf der Insel aufhalten, sagte aber, es seien „nicht so viele, wie man denkt“. Laut CNN seien es derzeit 32 GIs.
Mehr Links dazu anbei aus den englischsprachigen Tageszeitungen in Süd-, Südost- und Ostasien sowie anderen Weltregionen.*
Geopolitics + South China Sea + Diplomacy:
G20 Indonesia. Opinion: The long-awaited G20 chair: key agenda – Jakarta Post
Biden criticizes China’s ‘coercive’ actions in Strait – Taipei Times
ASEAN-Summit:
Asean summits conclude with focus on recovery from Covid-19, community building – The Straits Times
China. Asean upgrades strategic ties with China, says Myanmar is a key member – Reuters for The Star
Russia PM. Asean can leverage on Russia’s expertise to combat cyber-crimes – The Star
India, ASEAN countries call for peace and stability in South China Sea – The Statesman
Vietnamese PM asks India to support, contribute to ASEAN’s efforts in South China Sea – Vietnam News
Cambodia officially takes over ASEAN chairmanship – Phnom Penh Post
China + Taiwan + Hong Kong:
Taiwan’s President says the threat from China is increasing ‚every day‘ and confirms presence of US military trainers on the island – CNN Asia
Beijing Power Struggle Sinks Red Princess’s HK Firm. Xi faces challenge from Shanghai Gang – Asia Sentinel
Tsai shows off US military presence in Taiwan,‘will be punished eventually’. Punishment will come; mainland to solve question based on its own plan – Global Times/ China
Tsai confirms US troops present. SEEKING XI: Taiwan’s president told CNN that she would like to sit down with her Chinese counterpart, talk about our differences and make arrangements for peace – Taipei Times
Domestic Politics:
New guidance on tudung: Muis says Muslims can adjust attire where appropriate. THE BIG STORY – The Straits Times/ TV
Confusion reigns over Kishida’s big economic promises – East Asia Forum
Myanmar Crisis:
Myanmar Junta Losing Diplomatic Battles: NUG Foreign Minister – The Irrawaddy
Indian Company Drops Plan to Develop Myanmar Military-Owned Port – The Irrawaddy
Covid-19 + Vaccine + Science:
Brunei lifts travel ban on six countries from November 1 – Borneo Bulletin
Vietnam promotes international cooperation on vaccine supply – Vietnam News
Business + Economy:
Economy Pakistan. Saudi govt revives $3bn support to Pakistan – Dawn
Business South Korea. Samsung breaks US$63 bn in Q3 sales first time – The Korea Herald
Banking + Money:
Crypto. Nobel laureate Stiglitz urges regulators to shut down cryptocurrencies – The Korea Herald
Media + Tech:
US ban on China Telecom is ‚malicious suppression‘, says Beijing – Channel News Asia
Journalism Bangladesh. Opinion: 50 years of journalism and the way forward – The Daily Star
Climate + Environment + Glasgow Climate Summit:
China offers few new climate targets ahead of UN conference – The China Post/ Taiwan
UN. Opinion: The Glasgow climate test – UN Gen-Sec for Jakarta Post
World. Editorial: Road to Glasgow – The Statesman
Malaysia-Indonesia-Thailand. ‘Green cities the main focus’ – The Star
Culture + Life Style + Travel:
Hong Kong. Showcase for stupidity: how politics plagued Hong Kong’s Standard Chartered marathon „Participants and spectators had been warned not to politicise the race, but in the end it was the organisers who put the ugly stamp of politics on the event, redefining the multipurpose, energising Cantonese expression “Add oil!” as a possible criminal offence,“ writes Kent Ewing. – Hong Kong Free Press
Hiroshima atomic bombing survivor Sunao Tsuboi dies at 96 – Japan Today
Small native fish is a big catch for researchers tackling regional malnutrition. Researchers working in Southeast Asia focus on increasing local food diversity and nourishment as strategies to help end global hunger – Globe South East Asia
Crime + Law + Espionage:
Hong Kong passes bill to censor films ‘contrary’ to China’s national security – HK$1m fine, 3 years jail for offenders. The bill – which received overwhelming support in the opposition-free legislature – empowers the chief secretary to personally revoke film approvals, and allows censors to enter film showings without a warrant. – Hong Kong Free Press
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Kommentar hinterlassen zu "Xi Jinping schwänzt Glasgow-Gipfel, weil er Angst vor einem Machtkampf in seiner Abwesenheit hat. Und Tsai Ing-wen gibt erstmals Anwesenheit von US-Militärberatern auf Taiwan zu. (Die Asien-Presseschau vom 29. Oktober 2021)"