Die Hightech-Achse Litauen-Taiwan basiert auf Laser-Technologie. Und Asiens reichstem Mann sprudelt Wasser das Geld in die Taschen. (Die Asien-Presseschau vom 22. Oktober 2021)

The Straits Times. 27. Oktober 2021. Screenshot.The Straits Times. 27. Oktober 2021. Screenshot.

In der großen Geopolitik um die Südchinesische See, das Geranke um die Zukunft Taiwans und wie die EU sich in Ostasien positionieren soll, da tauchte in den letzten Monaten immer häufiger der Name des kleinen Litauen auf. Die baltische Nation mit gerade einmal drei Millionen Einwohnern hat erstaunlichen Mut bewiesen, sich vehement für die Demokratie in Taiwan auszusprechen und gegen das große China Stellung zu beziehen.

Was viele aber nicht wissen, die neue Freundschaft zwischen den ungleichen Partnern ist nicht der Aversion auf alles geschuldet, was nach Kommunismus riecht, ein Reflex der Litauen als ehemalige Sowjetrepublik ja durchaus zugestanden sei. Nein, bei der neuen Achse zwischen dem EU-Staat Litauen und der Hightech-Nation Taiwan, geht es fast nur um die Zukunft. Vilnius ist nämlich weltweit führend bei der Lasertechnologie und Taiwans Chipproduzenten brauchen das europäische Land dringend, um weiterhin Weltmarktführer bei der Halbleiterproduktion zu sein.

Sehr zum Ärger Pekings, reist gegenwärtig eine taiwanesische Delegation aus Regierungsvertretern und Wirtschaftsführern nach Litauen, um neue Wege der Zusammenarbeit zu erkunden. Die führende Position Litauens in der Laserindustrie hat das Land zunehmend in eine strategische Position gebracht, da der Laser für die bevorstehende Revolution in der Telekommunikation und der Fertigung immer wichtiger wird.

Die sich erwärmenden Beziehungen zwischen Taiwan und Litauen könnten jedoch die Dynamik verändern, insbesondere wenn Taiwans Halbleiterindustrie eine größere Rolle in der Photonik, bei Satelliten und im Automobilsektor anstrebt, die alle von fortschrittlicher Lasertechnologie abhängen, so ein Bericht in der Asia Times.

Augustinas Vizbaras, Gründer von Brolis Semiconductors, einem der führenden Halbleiter- und Photonikunternehmen Litauens, erklärte, dass der kleine litauische Binnenmarkt die Unternehmen seit langem dazu veranlasst, sich nach externen Märkten umzusehen, und dass Partnerschaften mit Taiwan willkommen seien.

Insgesamt steht Taiwan derzeit vor dem Dilemma, dass nämlich seine Chip-Packaging-Industrie mit Photonik in den Kinderschuhen steckt. Selbst die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), der Marktführer der taiwanesischen Chipindustrie, musste seine F&E-Aktivitäten im Bereich der Silizium-Photonik verstärken.

Doch trotz der zahlreichen Vorteile, die TSMC gegenüber Intel hat, gehört die Silizium-Photonik (SiP) nicht dazu – Intel gilt weithin als Pionier der Silizium-Photonik und experimentiert bereits seit 2006 damit.

Im Jahr 2016 erklärte der heutige CEO von Intel, Pat Gelsinger, damals Vizepräsident des Unternehmens: „Heute ist die Optik eine Nischentechnologie … morgen ist sie der Mainstream jedes Chips, den wir bauen.“ Es ist offensichtlich, dass SiP die erwartete nächste Revolution in der Datenverarbeitung ist. Computerchips werden bald buchstäblich mit Lichtgeschwindigkeit kommunizieren, mit Bandbreiten und Datenkapazitäten, die jenseits dessen liegen, wovon wir vor zehn Jahren noch geträumt haben.

Neben der Halbleiterindustrie kann die Lasertechnologie auch in Taiwans aufstrebender Automobil- und Satellitenindustrie eingesetzt werden. Dr. Jong-Shinn Wu, der Direktor der Nationalen Raumfahrtorganisation Taiwans (NSPO), hat angedeutet, dass Laserlösungen einer der Bereiche sind, in denen Taiwan internationale Zusammenarbeit benötigt.

Zu den ehrgeizigen Plänen von Wu für die NSPO gehört die Entwicklung und Herstellung eigener Satelliten und Raketen. Bislang hat Taiwan mehrere Satelliten wie CubeSats und Kleinsatelliten mit den Namen Formosa I bis VII an Bord von Raumfahrzeugen anderer Länder wie SpaceX-Raketen in den USA gestartet. Litauische Laserunternehmen wie Lidaris und Optolita arbeiten alle aktiv mit der Europäischen Weltraumorganisation zusammen.

Dass die Zukunft von Europas Weltraumprogramm bald von einer gedeihlichen Zusammenarbeit zwischen einem baltischen Staat und dem ehemaligen politischen Paria Taiwan abhängt, ist wieder einmal eine dieser Geschichten aus der Welt der Hochtechnologie, die uns täglich aufs Neue staunen lässt.

Pekings Wolfskrieg-Diplomaten wird das auf jeden Fall gar nicht freuen. Und deswegen geht es auch in der nächsten Geschichte hier auf dem Rikscha-Reporter noch einmal um einen ganz anderen Wolftypus aus China. Einen einsamen Wolf, fast ein stilles Reh scheint der zurückgezogen lebende chinesische Wassermagnat Zhong Shanshan zu sein und damit ist er gerade zum reichsten Mensch Asiens avanciert.

Obwohl weitgehend unbekannt außerhalb seines Heimatlandes, hat Zhong ein Vermögen mit der scheinbar unstillbaren Nachfrage Chinas nach seinem allgegenwärtigen Wasser in Flaschen mit dem ikonischen roten Verschluss gemacht. Im vergangenen Jahr brachte er unbeeindruckt von Corona-Angst sein Mineralwasser „Nongfu Spring“ und sein separates Pharmaunternehmen Wantai Biological Pharmacy Enterprise an die Börse.

Die enorme Nachfrage nach Covid-19-Testkits tat ein Übriges. Jetzt ist das Nettovermögen von Unternehmer Zhong auf 85 Mrd. US-Dollar angestiegen und macht ihn zum siebtreichsten Menschen auf der Welt, so der Hurun Report, eine Art chinesische Forbes-Milliardärsliste.

Zhong, der von den chinesischen Medien wegen seiner seltenen öffentlichen Auftritte und seiner Abneigung gegen Interviews als „einsamer Wolf“ bezeichnet wird, hat laut Bloomberg einen der schnellsten Vermögenszuwächse der Menschheitsgeschichte erzielt.

Nicht schlecht für jemanden, der im Alter von 12 Jahren während der politischen Unruhen der chinesischen Kulturrevolution von 1966-76 die Schule abbrach und später unter anderem als Maurer, Schreiner und Nachrichtenreporter arbeitete.

Im Gegensatz zum charismatischen Alibaba-Gründer Jack Ma – den Zhong als reichsten Mann Chinas entthronte – ist über den Boss von Nongfu, abgesehen von seinem ruppigen Image, wenig bekannt. Außer, dass er wie der Alibaba-Gründer auch in der Stadt Hangzhou residiert, die wegen ihrer anmutigen Gartenarchitektur als „Paradies“ im imperialen China galt.

„Ich bin nicht an Schmeicheleien gewöhnt“, sagte er einmal in einem seltenen Interview mit chinesischen Medien. „Ich mag es nicht, mit Leuten zu verhandeln und zu trinken“, fügte er hinzu und bezog sich dabei auf die chinesische Geschäftskultur, die zu exzessivem Essen und Trinken ermutigt, um Geschäfte abzuschließen.“

Man darf gespannt sein, ob Zhong diesen durchaus sympathischen Wesenszug beibehalten kann, wenn Xi Jinping zum Gläschen Maotai, einem gefürchteten hochprozentigen Schnaps, der aus Hirse und Weizen gebrannt ist, einlädt. Denn wer sich dem Ruf der Parteielite nach „Umsatzbeteiligung“ widersetzt, deren Ziel solche Zusammenkünfte sind, dem hat sich das schnell gewonnene Geld genauso rapide verflüchtigt, wie der viele Alkohol im Maotai. Und was davon nur noch bleibt, ist ein schlechter Beigeschmack – selbst, oder gerade im Paradies in und um Hangzhou.

Mehr Links dazu anbei aus den englischsprachigen Tageszeitungen in Süd-, Südost- und Ostasien sowie anderen Weltregionen.*

Global Times. 27. Oktober 2021. Screenshot.

Geopolitics + South China Sea + Diplomacy:

Clash India-China. China’s PLA deploys new type of all-terrain vehicle on border with India – The Statesman

China-Russia flotilla displays show of force, says Japan defense chief – Japan Today

President Xi calls to break new ground in weaponry, equipment development, assigns relevant missions in 14th Five-Year Plan – Global Times

ASEAN-Summit:

Brunei. ASEAN’s unity vital in rapidly changing world: His Majesty – Borneo Bulletin 

South China Sea. ASEAN will work with China to fully, strictly implement Declaration of Conduct in the South China Sea – Vietnam News

US committed to expanding strategic partnership with ASEAN – Borneo Bulletin 

China. Premier: China, ASEAN to launch joint feasibility study about ACFTA – China Daily

US pledge that Aukus will reinforce Asean peace, stability a welcome one: PM Lee – The Straits Times

Asia Timese. 27. Oktober 2021. Screenshot.

China + Taiwan + Hong Kong:

Beijing Comes for Hong Kong’s Elite. And their friends – Asia Sentinel

China on verge of recognizing the Taliban. Beijing’s top diplomat calls for ‚more understanding and support‘ for the Taliban regime after meeting its leaders in Doha – Asia Times

Truth on US nuke sub collision in South China Sea demanded in GT’s petition – Global Times

Taipei thanks Blinken for backing Taiwan’s participation in U.N. – Focus Taiwan

Japan Today. 27. Oktober 2021. Screenshot.

Domestic Politics:

Obituary S Korea. Ex-President Roh Tae-woo diesThe Korea Herald

Japan. Mako’s marriage casts shadow on imperial succession debateJapan Today

Globe South East Asia. 27. Oktober 2021. Screenshot.

Myanmar Crisis:

Myanmar human rights supporters need new strategies. Local groups and individuals trying to remain safe and maintain their rights and dignity since Myanmar’s military coup need international backers to recalibrate their efforts – Globe South East Asia

Asean leaders’ annual summit takes place without MyanmarThe Straits Times

Editorial: Suspend Myanmar ’s membership – Jakarta Post

Aung San SuuKyi. Myanmar’s Suu Kyi denies junta charge of incitement to cause alarm: Media – Reuters for The Straits Times

Brunei-Malaysia. Malaysia backs Brunei on Myanmar representationThe Star

Covid-19 + Vaccine + Science:

Covid-19 Hong Kong. HK to end most quarantine exemptions for travelersChina Daily

Post-pandemic South Korea. Forum maps out path forward for Korea post-pandemic – The Korea Herald

Asia Sentinel. 27. Oktober 2021. Screenshot.

Business + Economy:

Malaysia: Search For a Realistic Socioeconomic Strategy. Fifty years of the New Economic Plan haven’t worked – Asia Sentinel

FTA Philippines- South Korea. PH, South Korea conclude free trade pact talksInquirer 

Business. ASEAN companies must show creativity: Deputy PM – Vietnam News

Early Ghosn critic fired for tagging Nissan junta. Auditor Christina Murray had plenty to say internally about funny business at Nissan when the coup on Ghosn was unfolding – Asia Times

Banking + Money:

Reclusive Chinese water tycoon Zhong Shanshan is now Asia’s richest personThe Straits Times

Climate + Environment:

Climate Asia. Asia suffers hottest year on record in 2020 – AFP for Phnom Penh Post

Climate South Asia. Opinion: Climate threat over South AsiaDawn

South-East Asian nations tout green power links ahead of COP26 – The Star

Culture + Life Style + Travel:

Digital. ASEAN Digital Gateway, Travel Wallet launchedBorneo Bulletin 

Media + Tech:

Lithuania gambles big on laser tech with Taiwan– Baltic nation could play a major role in semiconductor giant TSMC’s future success designing silicon photonics – Asia Times

Bangladesh. Digital Security Act: EU concerned over some provisionsThe Daily Star

Hong Kong Free Press. 27. Oktober 2021. Screenshot.

Crime + Law + Espionage:

3 months in prison for Hong Kong activist Figo Chan over 2019 demo, bringing total jail term to nearly 2 years. „I dared to do it, I dared to plead guilty, Figo Chan told the court. „I completely agree with being arrested. I completely agree with being prosecuted two years after the fact.“ – Hong Kong Free Press

*Wir verlinken hier nur Artikel, die in ganzer Länge und kostenfrei erhältlich sind. Dennoch kann es passieren, dass Sie beim ersten Nutzen dieser Fremdseiten um eine Registrierung bei den jeweiligen Medien gefragt werden. Das sollte in der Regel unproblematisch und nur bei der ersten Nutzung nötig sein. Wenn es dennoch nicht klappt, lassen Sie uns das wissen, damit wir diese Objekte fortan aus unserem Angebot entfernen. Wenngleich diese Links mit Sorgfalt ausgewählt werden, übernehmen wir keine Garantie für die Richtigkeit und journalistische Integrität dieser Anbieter. Die meisten Links oben werden mit freundlicher Genehmigung der ANN (Asian News Network/ Bangkok) zur Verfügung gestellt. Artikel hinter einer Paywall machen wir extra kenntlich.

Über den Autor

Jürgen Kremb
... ist ein deutscher Autor, Journalist und Auslandskorrespondent, der vorwiegend zu Asien, Menschenrechten und den Sicherheitsdiensten publiziert. Er studierte und lehrte Ostasienwissenschaften (Japanologie, Sinologie, Tibetologie), Volkswirtschaft und Journalismus an der FU Berlin sowie an der Pädagogischen Hochschule in Taipei/ Taiwan. Als Autor schrieb er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Dazu berichtete er für dpa, den Hörfunk und leitete mehr als zwei Jahrzehnte die SPIEGEL-Redaktionsvertretungen in Beijing, Singapur und Wien. Heute lebt Jürgen Kremb als Berater und Startup-Unternehmer in Wien und meist Singapur, von wo er sich gelegentlich auch für die NZZ und das Handelsblatt meldet.

Kommentar hinterlassen zu "Die Hightech-Achse Litauen-Taiwan basiert auf Laser-Technologie. Und Asiens reichstem Mann sprudelt Wasser das Geld in die Taschen. (Die Asien-Presseschau vom 22. Oktober 2021)"

Hinterlasse einen Kommentar