Kalter Krieg wegen Nudelsuppe?

"Stop interfering". Chinas Propanda während des Alaska-Treffens.

Ostasien beschäftigt die Frage, wie sind die Schriftzeichen in dem Bild oben richtig zu übersetzen? Während Chinas außenpolitischer Politbüro-Kommissar Yang Jiechi in Alaska dem US-Außenminister Antony Blinken eine giftige Standpauke hielt, poppten seine Kernaussagen zeitgleich in allen chinesischen Medien auf. Es spricht also für eine gezielte Propagandakampagne, wie sie die kommunistische Partei Chinas stets aus der Mottenkiste holt, wenn sie die eigene Bevölkerung ein Stück mehr Gehirn waschen und nationalistisch trunken machen will.

„Endet die Einmischung in Chinas Innenpolitik“ ist der Standard-Slogan, mit dem die KPCh stets davon ablenkt, dass China beim Thema Menschenrechte und dem Bruch von internationalen Verträgen keine Sonderrolle für Kaiser Xi Jinping und seine korrupten Musketiere zukommt. Direkt übersetzt sagen die sieben Schriftzeichen: Land der Mitte Menschen nicht essen diesen Satz/ Hülse. Auf Deutsch ließe sich der Propagandasager m. E. folgendermaßen am Besten deuten: „Chinesen tanzen nicht mehr nach eurer Pfeife.“ Da der Satz aber meistens nur im Streit herausgebrüllt wird, ist wohl folgende englische Übersetzung angemessen. „We don’t eat your shit anymore.“ Das letzte Zeichen in der Reihe ist auch ein Zählwort für längliche Gegenstände. Deshalb kursierten im Internet wohl falsche und lustig gemeinte Übersetzungen. Z.B.: „Chinese don’t eat Durex.“

Witzige Sinologismen, die aber nicht darüber hinwegtäuschen können, dass das Regime Xi mit nationalistischer Großmannssucht die Welt in einen weiteren Kalten Krieg treibt. Die nächsten Opfer könnten möglicherweise 24 Millionen Taiwaner sein, die sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten die erste wirkliche Demokratie im chinesischen Sprachraum erkämpft haben… und die Welt, besonders der kranke Mann, bzw. die abgewirtschaftete Mutti Deutschland sieht tatenlos zu, ja beschwichtigend sogar. Dabei steht die Welt vor einer Zeitenwende, nur vergleichbar mit dem Desaster des „Münchner Abkommens“. Welche Rolle Xi spielen wird, ist keine Frage mehr.

Yang Jiechi, zuständig im Politbüro der KPCh für Außenpolitik, erklärt Chinas Außenpolitik. Am 2. Februar 2021 auf dem chinesischen Auslandssender CGTN.

Warum Xi Jinpings Politbürogarde korrupt ist? Der Autor dieser Zeilen stand selbst schon vor der Protzvilla von Xi Jinpings Schwester in Hongkong. In der Nachbarschaft kosten die „Einfamilienhäuser“ 50 Millionen US$ aufwärts. Doch Familie Xis Haus ist das größte in dem streng bewachten Areal. Yang Jiechi, der sich bei dem Alaska-Treffen vor laufender Kamera darüber beschwerte, dass die Amerikaner ihren chinesischen Gästen kein Mittagessen spendierten  (… „Ich musste Instantnudeln essen“), kann es sich leisten, seine Tochter auf amerikanische Privatschulen und Elite-Universitäten zu schicken. Zahlt das Politbüro mittlerweile so gut? Und bricht der nächste Kalte Krieg aus, weil es nichts Ordenliches zu essen gab in Alaska?

Über den Autor

Jürgen Kremb
... ist ein deutscher Autor, Journalist und Auslandskorrespondent, der vorwiegend zu Asien, Menschenrechten und den Sicherheitsdiensten publiziert. Er studierte und lehrte Ostasienwissenschaften (Japanologie, Sinologie, Tibetologie), Volkswirtschaft und Journalismus an der FU Berlin sowie an der Pädagogischen Hochschule in Taipei/ Taiwan. Als Autor schrieb er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Dazu berichtete er für dpa, den Hörfunk und leitete mehr als zwei Jahrzehnte die SPIEGEL-Redaktionsvertretungen in Beijing, Singapur und Wien. Heute lebt Jürgen Kremb als Berater und Startup-Unternehmer in Wien und meist Singapur, von wo er sich gelegentlich auch für die NZZ und das Handelsblatt meldet.

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