Die Asien-Presseschau – 15. April 2021: Eine Lawine von Cyber-Kriminalität überrollt Indien. Und Chinas „blaue Männlein“ zur See halten die Region in Atem.

Straits Times screenshot, 7.4.2021.Chinas kleine, blaue Männlein zur See. Straits Times, Screenshot, 7. April 2021.

Als Spätfolge des Corona-Virus, von Lockdown und Homeoffice scheint nun auch der gefährliche Virus der Computerkriminalität über Asien niederzuprasseln. Allein in Indien stieg die Zahl der Angriffe auf Computer und Rechenzentren in den letzten fünf Monaten um sagenhafte 845 Prozent an. Das freilich scheint die wohlgemuten Voraussagen des Internationalen Währungsfonds (IMF) nicht zu beeinträchtigen. Asiens Wirtschaft werde 2021, so die Prognosen der Weltbanktochter, um robuste 7,6 Prozent wachsen.

Cyberkriminalität überrollt Indien. Scrennshot The Statsman/ India. 15. April 2021.

Wenn, ja wenn der Konflikt zwischen China und seinen Nachbarn nicht aus dem Ruder laufen sollte. Und da stehen die Zeichen weiterhin auf Sturm, gar Tropensturm, der in Asien gemeinhin mit der chinesischen Diktion „Taifun“ für „übermäßiger Wind“ benannt wird und für seine verheerenden Auswirkungen besonders auf die Wirtschaft bekannt und berüchtigt ist. Deshalb entschied sich einer der größten Wirtschaftsverbände der Philippinen jetzt zu einem ungewöhnlichen Schritt. In Richtung Peking ließ man da ausrichten, der nördliche Nachbar solle endlich aufhören, sich wie eine „Kolonialmacht“ zu gebärden.

In Peking scheint indes vom Einlenken keine Spur. Im Gegenteil: Ein hervorragender Bericht des amerikanischen Nachrichtensenders CNN, der sich auf längere Analysen des Thinktanks IISS bezieht, nimmt sich die in Asien schon lange bekannten und vor allem gefürchteten chinesischen Fischerei-Milizen zur Brust. Der Rikscha-Reporter hatte über das Phänomen der illegalen Schatteneinheiten der Pekinger Volksbefreiungsarmee und der „grauen Kriegsführung“ besonders gegen Taiwan bereits im Dezember letzten Jahres berichtet.

Die Fischerei-Milizen, wegen ihres Anstrichs auch „kleine blaue Männlein“ genannt, das sind bewaffnete Einheiten der chinesischen Marine, die als Fischtrawler getarnt, im Südchinesischen Meer Inseln besetzen und die Drecksarbeit für die offizielle Marine der Volksrepublik China machen. Peking bestreitet natürlich wie üblich, dass diese Boote im offiziellen Auftrage des Politbüros der kommunistischen Partei Chinas und der ihr unterstehenden (sic!) Volksbefreiungsarmee handeln. (Mao: „Die Macht kommt aus den Gewehrläufen.“)

Aber allein die schiere Zahl, man schätzt die Flotte schon auf 2000 bis 3000 schwimmende Rammpanzer, ihre Bewaffnung sowie Einbindung in den Funkverkehr der chinesischen Kriegsmarine spricht eine andere Sprache. Bisweilen stellen sich diese Guerillaboote ausländischen Marineverbänden selbst in internationalen Gewässern in den Weg, jüngst einem Verband der 7. US-Flotte. Oder sie rammen Fischerboote der Philippinen oder aus Vietnam auf dem Meeresgrund.

Es scheint, als volle Peking partout einen Konflikt in den Gewässern Ostasiens provozieren. Sarajevo lässt grüßen. Links dazu anbei, in den Asien-News-Highlights aus den englischsprachigen Tageszeitungen in Süd-, Südost- und Ostasien sowie anderen Weltregionen.*

Geopolitics + South China Sea:

Beijing has a navy it doesn’t even admit exists, experts say. And it’s swarming parts of the South China Sea – CNN-Asia

What the Whitsun Reef incident tells us about China’s future operations at seaIISS

Dispute Philippines-China, China incursions may spark ‘naval arms race’ – Carpio – Global News

Dispute Philippines-China. Stop acting like a colonizer, Philippines business groups tell China – Inquirer

Economy China, Quarterly GDP growth may reach record high – China Daily

Covid-19 + Vaccine:

Asia struggling amid resurgence in coronavirus infections – Straits Times

Phnom Penh placed in two-week lockdown Phnom Penh Post

Myanmar Crisis:

Myanmar Crisis, 20 Doctors Charged with 505 (A) for Participation in CDM – Eleven Media

Business + Economy:

Nasdaq, Grab working towards joining Nasdaq in Q3, CEO to own 2.2% stake in combined entity – Straits Times

IMF projects Asia’s economy to grow 7.6% in 2021China Daily

Toshiba president resigns amid controversy over CVC buyout offer – The Japan News

Tech Buy, Grab buys 4% stake in Indonesian tech firm Emtek – Straits Times

Climate +Environment + Nuclear Waste:

Moon hints at legal fight against Fukushima wastewater disposal – Korea Herald

Environment Bhutan, Million Tree Project for an ecologically sound BhutanKuensel 

Domestic + Media + Poverty:

Former PM Najib abused position as PM to approve loans worth US$1.6 bn for SRC Int’l, court told – The Star

Politics Malaysia, Two states regain some autonomy – The Star

Politics Singapore, Editorial: Singapore’s failed plan – Jakarta Post (paywall)

Media Pakistan, Opinion: The perils of being a journalistDawn

Poverty Sri Lanka, Opinion: Alleviating poverty, the Chinese way – The Island

Cyber Crime:

Mobile cyber attacks on Indian firms up 845% in last 5 monthsThe Statesman

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Über den Autor

Jürgen Kremb
... ist ein deutscher Autor, Journalist und Auslandskorrespondent, der vorwiegend zu Asien, Menschenrechten und den Sicherheitsdiensten publiziert. Er studierte und lehrte Ostasienwissenschaften (Japanologie, Sinologie, Tibetologie), Volkswirtschaft und Journalismus an der FU Berlin sowie an der Pädagogischen Hochschule in Taipei/ Taiwan. Als Autor schrieb er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Dazu berichtete er für dpa, den Hörfunk und leitete mehr als zwei Jahrzehnte die SPIEGEL-Redaktionsvertretungen in Beijing, Singapur und Wien. Heute lebt Jürgen Kremb als Berater und Startup-Unternehmer in Wien und meist Singapur, von wo er sich gelegentlich auch für die NZZ und das Handelsblatt meldet.

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