Der Abschaum des asiatischen Kontinents

Irrawaddy: young victims. 26.3.2021. Screenshot.Irrawaddy: young victims. 26.3.2021. Screenshot.

Aus: Die Asien-Presseschau – 29. März 2021

Die Militärjunta in Myanmar ist der Abschaum des asiatischen Kontinents – immer mehr Kinder und medizinisches Personal sind unter ihren Opfern. Soldaten schießen in Kopf und Rücken von Demonstranten. Taiwan: Erzürnt über ein Abkommen mit den USA zum Küstenschutz, dringt Chinas Luftwaffe mit Nuklearbombern in den Luftraum des demokratischen Landes ein. Wohl auch deswegen entwickelt Taipeh nun mehr Langstreckenraketen. Und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schließt sich, wenig verwunderlich, der Meinung von China an, dass Covid-19 von Fledermäusen übertragen worden sei. Es folgen die Asien-News-Highlights aus den englischsprachigen Tageszeitungen in Süd-, Südost- und Ostasien sowie anderen Weltregionen.*

Die Bilder sind nichts für schwache Mägen. Das Irrawaddy-Nachrichtenmagazin in der burmesischen Wirtschaftsmetropole Yangon, das mittlerweile aus dem Untergrund produzieren muss, machte am Wochenende mit den Bildern von getöteten Demonstranten gegen das Militärregime auf. Es sind die Gesichter von Kindern und Jugendlichen. Sie wurden nicht mitten aus dem Leben gerissen, sondern getötet, als sie noch nicht einmal erwachsen waren. Ihr “Verbrechen” ist, sie wollten eine Zukunft in einer demokratischen Nation, sie wollten mitentscheiden darüber, wer an den Rohstoffen des eigentlich ressourcenreichen Landes partizipieren darf. Sie sind todesmutig, ja todesverachtend auf die Straße gegangen, weil sie einem Regime Einhalt gebieten wollten, das nichts anderes im Sinn hat, als das eigene Land zu plündern und die eigene Bevölkerung auszurauben.

Das haben die Generäle schon länger als ein halbes Jahrhundert getan und sie haben immer noch nicht genug von dem Beutezeug gegen die eigene Bevölkerung. Es geht um Öl und Kupfer, Jade und Rubine, Tropenhölzer, Fisch, aber auch um eine Ölpipeline, die vom Süden Chinas durch das südostasiatische Land bis an den Golf von Bengalen führt. Damit wäre der große Nachbar Myanmars im Norden nicht mehr gezwungen, den Stoff aus dem die Wachstumsträume des gesamten chinesischen Hinterlands sind, durch die umstrittene Südchinesisch See zu transportieren. Durch diese Pipeline soll arabisches Öl für Südchina fließen und die Militärjunta verdient kräftig mit daran.

Wer gegen die Generäle und ihre Schergen ist, und das sind auch Sanitäter und Krankenschwestern, die nichts als ihre Arbeit tun, nämlich Leben zu retten und Verwundeten zu helfen, und Kindern, die vollgepumpt mit Kugeln um ihr Leben wimmern, den bezeichnet die Junta als “Terroristen”. Soldaten dringen nachts in ihre Häuser ein, schlagen sie tot wie Hunde, lassen sie vor sich durch den Dreck der Straße kriechen. Auf Demonstrationen halten sich die Sicherheitskräfte nicht mehr mit dem Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen auf, sie schießen ihren Gegnern gleich mit Sniper-Waffen in Kopf und den Rücken. War da nicht mal eine deutsche Waffenschmiede, die für Myanmars Generäle sogenannte „Kleinwaffen“, also alles, was sich noch tragen lässt, produzierte?

Die Bilder von geschundenen Kinderleibern, blutverschmiert und entstellt, veröffentlich Eleven Media stündlich auf seiner Facebook-Seite – wie geschrieben nichts für schwache Mägen.

Ausnahmsweise haben wir hier in die Asien-Presseschau einen Artikel eines deutschsprachigen Magazins gestellt. Im österreichischen „Profil“ erklärte schon vor ein paar Tagen ein PR-Lobbyist, warum er „stolz“ auf seine Arbeit für die Militärjunta sei. Prädikat: journalistisch herausragend, menschlich widerlich. Aber für Geld machen nicht nur Generäle einfach alles. Man fragt sich, wann noch einmal gründlich die Zusammenarbeit der SPÖ-nahen Friedrich-Ebert Stiftung mit Myanmars Generäle unter die Lupe genommen wird.

Über den Autor

Jürgen Kremb
... ist ein deutscher Autor, Journalist und Auslandskorrespondent, der vorwiegend zu Asien, Menschenrechten und den Sicherheitsdiensten publiziert. Er studierte und lehrte Ostasienwissenschaften (Japanologie, Sinologie, Tibetologie), Volkswirtschaft und Journalismus an der FU Berlin sowie an der Pädagogischen Hochschule in Taipei/ Taiwan. Als Autor schrieb er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Dazu berichtete er für dpa, den Hörfunk und leitete mehr als zwei Jahrzehnte die SPIEGEL-Redaktionsvertretungen in Beijing, Singapur und Wien. Heute lebt Jürgen Kremb als Berater und Startup-Unternehmer in Wien und meist Singapur, von wo er sich gelegentlich auch für die NZZ und das Handelsblatt meldet.

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