Myanmar-Putsch: Ein Jahr danach, kein Umdenken in Sicht. Und das Unbehagen mit den Olypi“Xi“schen-Winterspielen in Peking.

The Irrawaddy. 1. Februar-2022. Screenshot.The Irrawaddy. 1. Februar-2022. Screenshot.

Die Asien-Presseschau vom 2. Februar 2022 – So skurril wie es begonnen hat, so blutig endete es. Genau ein Jahr war es gestern her, dass die Welt über den Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung von Aung San Suu Kyi in Myanmar durch den Videoclip einer tanzenden Verkehrspolizistin erfuhr.

Während die junge Frau online ihre gymnastischen Übungen auf einer Verkehrsinsel turnte, rollten hinter ihr in der Hauptstadt Naypyidaw die schwarzen SUVs der Generäle Richtung Regierungssitz.

„Seitdem hat sich Myanmar in ein Schlachtfeld und den größten Gulag der Welt verwandelt,“ schreibt das unabhängige Nachrichtenmagazin The Irrawaddy, das nur noch aus dem benachbarten Thailand berichten kann.

Niemand in diesem Land, das von 1962 bis 2011 schon unter einer ununterbrochenen Militärdiktatur gelitten hat, wollte den Putsch. Aber die Menschen wussten, dass eine Machtübernahme durch das Militär immer latent war. Es war eine Angst, mit der sie lebten, sogar während der jüngsten halbdemokratischen Ära von 2011 bis 2021 unter Aung San Suu Kyi, der Friedensnobelpreisträgerin.

Irrawaddy. 2. Februr 2022. Screenshot.

Jetzt bewahrheiteten sich ihre schlimmsten Befürchtungen und ihre wüstesten Albträume. Am 1. Februar letzten Jahres hat der Militärchef, General Min Aung Hlaing, die gewählte Regierung für beendet erklärt und seitdem zieht sich die Herrschaft der Militärs als unsäglich brutale Blutspur durch das südostasiatische Land der 55 Millionen Einwohner.

Friedliche Demonstranten werden per Kopfschuss in aller Öffentlichkeit eliminiert. Soldaten, die häufig vor ihren Einsätzen von Offizieren unter Drogen gesetzt werden, machen selbst vor Nonnen und Mönchen nicht halt. Sie foltern, plündern und vergewaltigen. Die Luftwaffe der Generäle bombardiert derweilen die Dörfer von schutzlosen Minderheiten in den Grenzregionen.

Nach unterschiedlichen Schätzungen sind seit dem Putsch zwischen 3000 und 5000 Zivilisten durch die Sicherheitskräfte getötet worden. Die meisten Parlamentarier der gewählten Regierung der Nationalen Liga für Demokratie (NLD), einschließlich der De-facto-Staatschefin Aung San Suu Kyi, sitzen im Gefängnis und erwarten Haftstrafe von bis zu 100 Jahren.

Der Machtanspruch der Generäle basiert in dem Vielvölkerstaat auf einem tiefsitzenden Rassismus des Mehrheitsvolkes der Birmanen und der arroganten Hybris der Militärs, dass nur sie im Stande seien, das Land zu regieren. Dabei besteht ihre Regentschaft aus einem nie endenden, habgierigen Raubzug auf die Ressourcen des rohstoffreichen Landes, bei gleichzeitiger Unterdrückung aller Gegner durch Folter, Mord und Totschlag, gegen alles und jeden, der ihre Willkür in Frage stellt.

The Irrawaddy. 2. Februar 2022. Screenshot.

Ein Ende der Militärregentschaft ist so schnell nicht abzusehen. Trotz aller Sanktionen, die letzten gerade gestern aus Washington verkündet, denkt das Militär gar nicht daran, bald wieder die Macht abzugeben oder erneut demokratische Wahlen zuzulassen. Auch die Vermittlungsbemühungen des Staatenbundes ASEAN werden letztlich ohne Erfolg bleiben. Denn die Generäle glauben, sie seien zum Regieren ihres Landes geboren.

Soe Thane, ein ehemaliger Admiral und einflussreicher Minister in der Regierung der Generäle ordnete die Ereignisse vor einem Jahr in einem unlängst erschienenen Buch folgendermaßen ein: „Die Unabhängigkeit von Myanmar wurde am 1. Februar 2021 wiederhergestellt.“

Derartige Einstellungen sind unter den Despoten Asiens keine Seltenheit.

Auch Xi Jinping, Chinas Staats- und KP-Chef, der am Freitag glorreich die Olympischen Winterspiele in Peking eröffnen wird, glaubt, er sei wie alle chinesischen Kaiser, mit einem Mandat des Himmels ausgestattet.

Im Ausland sieht man das etwas anders. Denn zur Eröffnungsfeier wollen nur 25 Länder ihre Staatschefs entsenden. Kaum einer davon steht einer demokratisch gewählten Regierung vor.

Zu laut sind die Proteste gegen die Menschenrechtsverletzungen des Regimes Xi Jinping geworden. Zu aggressiv ist das Großmachtgehabe seiner Generäle und Wolfskrieger-Diplomaten, dass man dem roten Kaiser in Peking noch eine Bühne zur Selbstbeweihräucherung bieten will.

The Japan News. 2. Februar 2022. Screenshot.

„Schweigen ist Mittäterschaft, und deshalb haben wir Bedenken“, sagte Rob Koehler, Generaldirektor von Global Athlete, einer Gruppe, die sich für die Rechte von Sportlern weltweit einsetzt. Aber die Olympioniken hätten Angst: „Wir glauben nicht, dass den Athleten wirklich viel Schutz geboten wird“, sagte Koehler. „Deshalb raten wir den Sportlern, sich nicht zu äußern. Wir wollen, dass sie an Wettkämpfen teilnehmen und ihre Stimme erheben, wenn sie nach Hause kommen.“

Olympische Spiele „Ja!“ lautet der Konsens. Aber Olypi“Xi“sche-Winterspielen „Nein!“  

Aber halt, da gibt es ein kleines, neutrales Land in den Alpen, das sich nicht nur besonders mit Wintersport und der Olympischen Idee verbunden fühlt, sondern sich für Geld, viel Geld noch immer bei jedem Diktator der jüngeren Weltgeschichte angeschleimt hat. Gegen Bezahlung natürlich.

Ja, richtig! Die kleine Schweiz ist sich dafür auch nicht zu schade, ein nationales Symbol wie die Eiger-Nordwand zu „chinesisch Neujahr“, dem Jahr des Tigers, der im asiatischen Mondkalender gestern begonnen hat, nicht nur mit einem Tigerantlitz bestrahlen zu lassen, sondern gleich noch ein Nationalfahnen-Mischmasch darüber zu legen, bei dem die Schweizer Nationalflagge mit jener der Volksrepublik China verschmilzt. (Siehe Bild unten)

Twitter. 1. Februar 2022. Screenshot

Aber was will man da als Deutscher sagen. Schließlich ist Thomas Bach, der Präsident des Olympischen Komitees, seines Zeichens derzeit liebster Freund des Xi-nesischen Volkes, in Würzburg geboren – ein Landsmann also.

Anbei die Links dazu aus den englischsprachigen Tageszeitungen in Süd-, Südost- und Ostasien sowie anderen Weltregionen.*

Geopolitics + South China Sea + Diplomacy:

Japan. Diet adopts resolution on China human rights issues – Japan Today

GlobalWafers’ bid for Siltronic fails. STOP DATE: The Taiwanese firm said it would reassess its investment strategy, while Germany blamed China’s late approval for its failure to make a decision by Monday Taipei Times

Diplomacy China. Chinese envoy calls for quiet diplomacy on UkraineChina Daily

China + Hongkong + Taiwan + Beijing Olympics:

The Xi Games 3: Athletes also told to follow China’s party line or face consequencesThe Japan Times

Foreign journalists in China face lawsuits, intimidation, state-backed trolling attacks, media group says. The report said that as journalists left due to excessive intimidation or state expulsions, covering China is “increasingly becoming an exercise in remote reporting”. – Hong Kong Free Press

Download here: https://de.scribd.com/document/555961694/FCCC-Report2021#download&from_embed

Beijing 2022 to deliver extraordinary Games in the most difficult circumstances: Samaranch – Global Times

U.S. rights monitor warns over athletes‘ safety at Beijing Olympics – Japan Today

China has no plan for who will succeed Xi Jinping. President Xi has centralized power to the point it’s unclear when he’ll step down or who might succeed him – Asia Times

The Straits Times. 2. Februar 2022. Screenshot.

Domestic Politics:

North Korea. Expert: North Korea’s nuclear missile system ‘fully established’The Japan News

Philippine frontrunner Marcos favors China over US. Presidential hopeful would pursue a bilateral deal with China on sea disputes, a stance that will likely open him to Manchurian candidate accusations – Asia Times

Wife of North Korea’s Kim Jong Un makes first public appearance since September – The Straits Times

Asia Times. 1. Februar 2022. Screenshot.

Myanmar Crisis:

One Year Ago, Myanmar’s Military Passed a Point of No Return – The Irrawaddy

US Enforces Fresh Sanctions on Myanmar Junta and its Cronies – The Irrawaddy

Day of Silence. Myanmar marks coup anniversary with protests and unrest – The Straits Times

Emptied Yangon. According to a statement from the State Administration Council, there have been a series of arrests for posting on Facebook about the silent strike. – Eleven Media

Emergency. NDSC convenes and extends the state of emergency for six months – Eleven Media

Narcotics. Drug trafficking surging in year since Myanmar coup – The Star

Crisis. Editorial: Myanmar’s endless crisis – Jakarta Post

Seven Media on Facebook. 1. Februar 2022. Screenshot.

Covid-19 + Vaccine + Science:

Unlock Thailand. Thailand welcomes vaccinated travelers without quarantine – China Daily

Business + Economy:

Business Japan. Seven & i Holdings to offload department store unit – The Japan News

Economy Pakistan. Inflation soared to 12.96pc in January, marking two-year high: PBS – Dawn

Jobs Thailand. Skilled Lao labourers return to jobs in Thailand– Vientiane Times

Banking + Money + Crypto:

Asia Times. 31. Januar 2022. Screenshot

Singapore an early mover in Asia’s inflation fight. City-state is on the monetary tightening vanguard as Asia’s central banks expected to start shifting policy to contain rising prices – Asia Times

Media + Tech:

China. Video of mentally ill woman chained in shack stirs anger in China – The Straits Times

Climate + Environment:

Hong Kong’s century-old, Romanesque underground reservoir at Bishop Hill. The disused century-old subterranean structure was thrust into the limelight after a government demolition plan led to the discovery of its rare Romanesque architecture in late 2020, eventually altering its fate. – Hong Kong Free Press

Culture + Life Style + Travel:

Language Korean. Can the Korean language survive the invasion of English loanwords? – The Korea Herald

Tourism Vietnam. HCM City tourism industry sets plan for 2022Vietnam News

Year of the Tiger on Eiger – Twitter/ Embassy of Switzerland-Beijing

Crime + Law + Espionage:

Gov’ Philippines. Senate panel finds Duterte accountable in ‘plunder’Inquirer

Fugitive Malaysian businessman Jho Low says he was never in a position of influence in 1MDB case – The Straits Times

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Über den Autor

Jürgen Kremb
... ist ein deutscher Autor, Journalist und Auslandskorrespondent, der vorwiegend zu Asien, Menschenrechten und den Sicherheitsdiensten publiziert. Er studierte und lehrte Ostasienwissenschaften (Japanologie, Sinologie, Tibetologie), Volkswirtschaft und Journalismus an der FU Berlin sowie an der Pädagogischen Hochschule in Taipei/ Taiwan. Als Autor schrieb er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Dazu berichtete er für dpa, den Hörfunk und leitete mehr als zwei Jahrzehnte die SPIEGEL-Redaktionsvertretungen in Beijing, Singapur und Wien. Heute lebt Jürgen Kremb als Berater und Startup-Unternehmer in Wien und meist Singapur, von wo er sich gelegentlich auch für die NZZ und das Handelsblatt meldet.

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